Sea & Sea DX-5400
Das Unterwasser-Gehäuse für die Nikon Coolpix 5400 wird von Sea & Sea in Japan hergestellt. Der Verkaufspreis dieses Gehäuses ist hierzulande viel zu hoch. Das liegt daran, dass Sea & Sea Europa nur über den Zentralverteiler Aqualung in Deutschland beliefert. Aqualung schlägt hier massiv Margen drauf, lediglich dafür, dass sie Pakete verteilt und die Geschäfte für den Endkunden verlangen verständlicherweise auch noch Margen, da sie auch von was leben müssen. Bei Sea & Sea in Japan kann man als Endkunde nicht direkt bestellen, doch nach etwas Suchen im Internet stiess ich auf die Seite UWDigitalCamera.com von Nature Photo Kanda. Sie bietet eine grosse Auswahl von Digitalkameras, Unterwasser-Gehäusen und Blitzen. Die Bestellung war äusserst einfach und innert weniger Tagen war das Gehäuse samt Dome-Port angekommen. Mit Zoll und Transport war es etwa 50% billiger als jedes Angebot in der Schweiz und Deutschland.
Ich verwendete Kamera und Gehäuse mit einem Subtronic Mini TTL Blitz während etwa drei Wochen Tauchen in Raja Ampat, Indonesien und auf Bali. Hier meine Erfahrungen mit diesem Unterwasser-Gehäuse:
Positiv
- Anschluss eines externen Blitzes mittels standard Nikonos V Buchse oder Lichtwellenleiter
- Einhändige Bedienung mittels Handschlaufe möglich
- Leicht und dennoch robust
- Streulichtblende für guten Einblick auf das Kamera-Display
- Einsatz eines Fischaugen-Objektivs mittels Dome-Port möglich
- Sicherer Verschluss mit drei gesicherten Schnappverschlüssen
- Fast alle Bedienelemente nach aussen geführt
Negativ
- Der Ein/Aus-Schalter der Coolpix 5400 ist nicht nach aussen geführt. Man muss die Kamera erst kurz vor Tauchbeginn einschalten und einbauen. Dies stellte aber kaum ein Problem dar, da ich genügend Akkus hatte und sie länger als ein Tauchgang im Dauerbetrieb halten.
- Das Gehäuse besteht aus dem Kunststoff ABS (Vorderseite) und Polykarbonat (Rückseite). Dieses Material besitzt eine geringere Wärme-Leitfähigkeit als die Glasscheibe des Plan-Ports. Die Folge davon ist, dass sich die Glasscheibe zuerst abkühlt und sich im Gehäuse befindliche Feuchtigkeit zuerst dort und nicht am Gehäuse niederschlägt. Gegen Ende eines fast jeden Tauchganges im 26 Grad warmem Wasser sah man mich, wie ich mit dem Handballen haltend oder reibend die Frontscheibe etwas aufwärmte, damit die Sicht wieder fürs nächste Bild klar wurde. Diese Probleme hatte ich mit einem Gehäuse aus Aluminium nie.
- Das Gehäuse verdeckt den TTL-Blitzsensor der Coolpix 5400, welche sich oberhalb des Objektives befindet. Dadurch ist TTL-Blitzen, obwohl es die Kamera eigentlich könnte, unter Wasser nicht möglich. Aber ehrlich gesagt, ist der externe TTL-Blitzsensor der Coolpix 5400 sowieso Quatsch und nicht zuverlässig, da es kein echtes TTL (=Through The Lens) ist.
- Durch die kompakte Bauweise ist der Einbau der Coolpix 5400 mitsamt Fischaugen-Vorsatz ist etwas aufwendig. Man kann nicht die Kamera mitsamt Vorsatz einfach einbauen, sondern nur getrennt: erst Kamera, dann das Fischauge von der anderen Seite
Urteil
Unterwassergehäuse von Sea & Sea sind qualitativ in Ordnung, werden aber in Europa wgen dem Zentralverteiler Aqualung viel zu teuer verkauft. Durch die Verwendung von Kunststoff ergeben sich Probleme mit der Feuchtigkeit im Gehäuseinneren. Schade ist, dass Sea & Sea keine Gehäuse für die semi-professionellen Kompaktkameras von Canon oder Olympus herstellt. Mittlerweile besitzen sie aber eine eigene Reihe mit digitalen Kompaktkameras.
Nikon Coolpix 5400
Der Vollständigkeit halber sind hier noch die Vor- und Nachteile der Nikon Coolpix 5400 aufgeführt, welche im Zusammehang mit dem oben beschriebenen Gehäuse und der Unterwasserfotografie allgemein entstehen.
Positiv
- Im Vergleich zu anderen digitalen Kompaktkameras besitzt die Nikon Coolpix 5400 ein Objektiv mit einem guten Weitwinkel-Bereich, welches unter Wasser äusserst vorteilhaft ist.
- Gute Bildqualität
- Geringes Rauschen, dank ISO 50
- Geringe Auslöse-Verzögerung (aber nur wenn schon scharf gestellt!)
Negativ
- Der Autofokus ist sehr langsam. Bei schlechtem Licht oder Kontrast kann die Kamera nicht scharf stellen. In 20m Tiefe an einer schattigen Riffseite konnte die Kamera z.B. nicht scharf stellen.
- Nachttauchgänge mit Kamera waren unmöglich. Der Subtronic Mini TTL besass zwar eine Pilotlampe mit einer weissen LED, doch das Licht war zu schwach und zu stark gestreut, als dass der Autofokus damit funktioniert hätte.
- Manuelles Fokussieren ist möglich aber unpraktikabel, da eine Taste gedrückt und an einem Rad gedreht werden muss. Zudem wird auf dem Display nur ein Scrollbalken aber keine Entfernungs-Angabe angezeigt.
- Beim Schreiben eines Bildes ist die Kamera blockiert. Man kann nur dann mehrere Bilder hintereinander machen, wenn die Auslösetaste halb gedrückt bleibt, doch dies ist im Unterwassergehäuse fast unmöglich.
- TTL-Blitzen ist aufgrund des externen TTL-Blitzsensors nicht möglich
- Im Film-Modus steht der Autofokus fix und lässt sich nicht beeinflussen.
- Makro-Modus ist nur im Weitwinkel-Bereich möglich. Dadurch muss das Sujet sehr nahe ans Objektiv geholt werden - näher, als der Planport des Unterwassergehäuses erlaubte.
- Der eingebaute Fischaugen-Modus erlaubt nur ein Fischaugen-Bild mit 180 Grad und kreisrundem Ausschnitt. Schaltet man sie auf Makro und zoomt etwas heran, so hat man zwar ein vollformatiges Fischaugen-Bild, aber der Autofokus ist wegen dem Makro-Modus noch langsamer.
Urteil
Seit der Coolpix 990 hat sich in Nikons Kompaktklasse nicht viel getan. Ein paar neue Kameraformen, etwas mehr Pixel, das ist alles. Autofokus und TTL waren 2004 immer noch genau gleich schlecht (wenn nich schlechter) wie damals 2001. Als Unterwasserkamera ist sie wegen des langsamen Autofokus eher für Schnecken geeignet.