Fidschi im Kielwasser
Mit der Nai'a auf Tauchsafari zu den Lau-Inseln
Bula! Tauchen Sie ein in einer der buntesten Weichkorallenparadiese der Welt, auf der anderen Seite unseres kleinen blauen Raumschiffes. In zwei Wochen auf einem luxuriösen Tauchschiff erlebten wir die schönsten und die traurigsten Riffe, welche das Fidschi-Archipel zu bieten hat.
Bligh Water
Das bekannteste und schönste Tauchgebiet Fidschis sind die Bligh Water. Diese Meeresstrasse liegt zwischen den beiden grössten Inseln Viti Levu und Vanua Levu. Sie wurde nach dem bekannten englischen Kapitän William Bligh benannt, der 1789 hier nach der Meuterei auf der Bounty auf einem kleinen Beiboot durchsegelte und als erster Europäer die Fidschi-Inseln kartografierte.
Das Gebiet ist geprägt von kunterbunten, wunderschönen Riffen, dicht mit Hart- und Weichkorallen bewachsen, Steilwänden, Bommies (grosse Korallenblöcke), Grotten und Kanälen. Vom Pygmäen-Seepferdchen über verschiedenste Riffhaie, Schwärme von Barracudas bis zum Buckelwal ist hier fast die ganze Meeresfauna anzutreffen. Die Tauchgebiete sind eher etwas für Fortgeschrittene, denn es gibt oft im blauen Nichts endende Steilwände und manchmal ist die Gezeitenströmung so stark, dass es einem fast die Maske vom Gesicht wegdrückt.
Namena Marine Reserve
Das Schutzgebiet wurde 1997 gegründet und erstreckt sich 70 km2 (gerade mal 0,05 ‰ von Fidschis Wasserfläche) um die kleine unbewohnte Insel Namenalala, im Süden von Vanua Levu. Kommerzieller Fischfang ist hier verboten. Gegen eine Jahresgebühr von FJD 25 pro Person darf hier getaucht werden. Die Einnahmen kommen dem Unterhalt der Ankerbojen und den Schulen der benachbarten Gemeinden zugute. Dieses Projekt ist leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Hoffen wir, dass noch mehr Schutzgebiete folgen werden.
Hier gibt es mehrere interessante Tauchplätze mit einem grossen Fischreichtum. Bemerkenswert ist der nördliche Kanal zur Lagune. Bei der Riffkante auf 30 Meter tummeln sich Schwärme von Barracudas und Stachelmakrelen. Auch Hammerhaie wurden hier gesichtet. Hier kann man sich gemütlich in den Sand setzen und die Fischschwärme betrachten, die nahe an einem vorbei ziehen. Mit der Strömung lässt man sich unter einem Bogen durchtreiben und erreicht mit der richtigen Kompasspeilung ein mit Weichkorallen bunt bewachsenes schönes Bommie mit allerlei Makro-Getier.
Nigali-Passage
Frühmorgens in der Dämmerung sprangen wir ins Wasser. Unter uns im Halbdunkel ein Kanal zu einer Lagune. Die Strömung war gerade richtig: nicht zu stark, nicht zu schwach, aber entgegen der Voraussage noch aus fliessend und sie zog leicht trübes Wasser aus der Lagune. Da, ein Hai! Dort noch einer! Da drüben gleich zwei. Dutzende grauer Riffhaie umkreisten uns, neugierig, aber trotzdem scheu. Je ruhiger man sich verhielt, desto näher kamen sie – leider nicht nahe genug, um formatfüllend im Weitwinkelobjektiv zu erscheinen. Alles Weibchen. Die Sonne stieg über der Insel empor und färbte das graue Wasser blau. An der Riffkante stand ein Schwarm hunderter Gelbaugen-Schnapper in der Strömung. Die Aussenkante des Riffes ist gesäumt von einer riesigen Salatkoralle.
Beim zweiten Tauchgang kurz darauf hatte die Strömung gedreht und war so stark, dass man sich nur am Boden entlang hangeln konnte, die Luftblasen horizontal hinter sich lassend. Ein Hai schwänzelte gemütlich an einem vorbei, der Strömung entgegen. Nach zehn Minuten war die Flasche meines Buddies schon bei 50 Bar und wir mussten aufsteigen. Aber wir waren nicht die ersten. Zwei waren schon früher einige hundert Meter hinter uns aufgetaucht. Sie hatten es gar nicht erst zum Grund geschafft.
E-6/Mount Mutiny
Zwei Felsnadeln, die aus einer schier bodenlosen Tiefe von 1000 Meter bis knapp unter die Wasseroberfläche emporragen, bieten eine nie endende Wand mit Überhängen, über und über mit bunten Weichkorallen bewachsen, die Plankton aus der Strömung filtern. Die obersten paar Meter dieses imposanten Unterwasserberges verraten, wer dieses Gebilde erschaffen hat: die Gipfel sind von den unterschiedlichsten Hartkorallen gekrönt.
Lau-Inseln
Die Lau-Inseln liegen im Osten des Archipels. Wir unternahmen eine Erkundungstour in dieses kaum besiedelte Gebiet, um neue Tauchplätze auszukundschaften und um nach Buckelwalen zu suchen, die üblicherweise in einer ruhigen Bucht ihre Jungen grossziehen. Vor wenigen Wochen wurden aus dieser Gegend Sichtungen gemeldet. Leider blieb unsere Suche erfolglos.
Nach wenigen Tauchgängen in den auch für die Nai'a-Crew unbekannten Gewässern war die Enttäuschung an Bord gross. Was bis vor kurzer Zeit noch als eines der schönsten Tauchgebiete galt, dicht bewachsen mit fragilen Geweihkorallen, entpuppte sich als trostlose Einöde voller Trümmer – ein trauriger Anblick. Grund hierfür war der Zyklon Thomas, der das Gebiet im März 2010 heimsuchte und mit Windgeschwindigkeiten bis 215 km/h das Meer aufpeitschte und kaum eine Koralle unversehrt liess – und das bis auf eine Tiefe von 10 Metern und mehr. Aber es gab Grund zur Hoffnung: Auf den Trümmern zeigten sich schon Spuren neuen Wachstums und zwei Riffhaie kreuzten unseren Weg. In wenigen Jahren wird sich das Riff hoffentlich wieder erholt haben.
In einem benachbarten Atoll sah das Riff hingegen die sich von Algen ernähren, war hier nichts anzutreffen.
Insgesamt ist die Fischarmut in den Riffen der Lau-Inseln erschreckend – auffällig auch dort, wo die Korallen noch mehr oder weniger intakt aussehen. Das Gebiet scheint von kommerziellen Fangflotten komplett leergefischt worden zu sein. Trotzdem waren die Tauchgänge sehr interessant und lehrreich, denn als normaler Tauchtourist bekommt man üblicherweise nur die schönsten Riffe zu sehen und vergisst, wie schlimm es um unsere Meere steht.
Buckelwale
In den Monaten Juli bis Oktober trifft man in den tropischen Gewässern des südlichen Pazifiks auf Buckelwale. Die grösste Population befindet sich in Tonga bei der Inselgruppe Vava'u. Sie nehmen den langen Weg aus dem nährstoffreichen, kalten Südpolarmeer auf sich, um sich während des dunklen Winters dort im warmen Äquatorgebiet fortzupflanzen. Nach einer Tragzeit von 12 Monaten werden im selben Gebiet ihre Jungen geboren und auf die lange Reise vorbereitet. In der Zeit nehmen die erwachsenen Tiere kaum Nahrung zu sich und zehren von ihren Fettreserven.
Früher gab es auch in Fidschi viele Buckelwale, doch sie wurden dort bis zum internationalen Buckelwal-Fangverbot der IWC im Jahre 1966 gejagt und nahezu ausgerottet. Heute sind sie in dem Gebiet selten geworden.
Wir hatten Glück und während der 14-tägigen Tauchsafari unverhofft dreimal Buckelwale gesichtet: einmal ein einzelnes Tier, dann eine Mutter mit Kalb und zuletzt drei Teenager.
Mit dem Zodiac begleiteten wir sie längsseits, bis sie an der Oberfläche stillstanden. Dann glitten wir mit Schnorchelausrüstung und Kamera bäuchlings lautlos ins Wasser und verhielten uns möglichst ruhig. Ja nicht laut reinspringen und ihnen hastig entgegenschwimmen oder abtauchen. Das verscheucht sie sofort.
Wenn Buckelwale mit Menschen interagieren wollen, dann kommen sie von selber näher, tauchen oft unter einem durch, stellen sich senkrecht mit den Brustflossen gespreizt und schauen einen an. Erst dann sind sie nicht mehr scheu und man kann sogar mit ihnen Freitauchen. Anfassen mögen sie nicht. Es wird berichtet, dass Buckelwale besonders neugierig auf Kinder sind und mittels ihrem Sonar sogar schwangere Mütter erkennen können.
Leider hatten die Buckelwale in Fidschi aber kein grosses Interesse an uns und schwammen weiter. Der Anblick dieser riesigen, majestätischen Tiere im blauen, von Sonnenstrahlen durchfluteten Wasser ist einfach atemberaubend. Wir versuchten die Kontaktaufnahme ein paarmal erfolglos und liessen sie dann in Ruhe.
Bei den Buckelwal-Safaris in Tonga läuft das für gewöhnlich ganz anders ab, denn man trifft auf Gruppen von mehreren Tieren. Wenn ein Wal kein Interesse zeigt, sucht man sich den nächsten aus der Gruppe und probiert es bei diesem. Es kann sogar vorkommen, dass man die Zeit völlig vergisst und acht Stunden schnorchelnd mit den Tieren im Wasser spielt.
Nai'a
Länge | 36,5 m |
Breite | 9,1 m |
Tiefgang | 3,3 m |
Verdrängung | 240 Tonnen |
Geschwindigkeit | 9 Knoten |
Der Name Nai’a stammt aus dem hawaiianischen und bedeutet «Delfin»). Sie ist eine Motorsegeljacht, erbaut 1979 in Amsterdam. Sie wurde 1993 zum Tauchschiff umgebaut und zuletzt 2010 renoviert. Heimathafen ist Lautoka auf Fidschis Hauptinsel Viti Levu.
Das Schiff bietet Platz für max. 18 Passagiere (sechs 2er und zwei 3er-Kabinen, alle mit Dusche, WC und Klimaanlage). Die Crew umfasst 12 Personen.
Es werden das ganze Jahr 7- und 10-tägige Tauchsafaris in Fidschi angeboten. In den Monaten August bis September befindet sich die Nai´a in Tonga, wo man auf 10-tägigen Safaris tauchen und mit Buckelwalen schnorcheln kann.
An Bord befindet sich ein Kompressor für Pressluft und Nitrox (üblicherweise EAN32-Gemisch). Für Rebreather sind Sauerstoff-Zylinder verfügbar. Nebst dem grossen Aufenthaltsraum gibt es auch einen separaten Raum für Kameras. Getaucht wird stets ab Zodiac.
Weitere Infos:
- www.naia.com.fj
- www.schoener-tauchen.ch
- Fotogalerien über und unter Wasser