Tauchphysik in der Nussschale

Gesetze des Tauchens einmal ganz ohne Mathematik

Die grundlegenden physikalischen Zusammenhänge des Tauchens sollte jeder Taucher bei seiner Grundausbildung gelernt haben. Wer weiss dies noch alles? Hier eine kleine Auffrischung. Ich wurde von der Redaktionschefin ermahnt, alle Formeln aus diesen Artikel zu entfernen.

Schweredruck

Der absolute Druck auf Tauchtiefe ist die Summe des atmosphärischen Druckes an der Oberfläche und des Druckes der sich über dem Taucher befindlichen Wassersäule. Ein Kubikmeter Luft wiegt auf Meereshöhe und 25 °C Umgebungstemperatur 1.184 kg, ein Kubikmeter Wasser eine 1 t. Wasser ist somit rund 800 mal dichter als Luft. Zehn Meter Wassersäule entspricht etwa dem Druck unserer Atmosphäre. Mit steigener Wassertiefe steigt der Druck linear. Mit zunehmender Höhe über Meer sinkt der Luftdruck. Siehe Tabelle 1.

TiefeUmgebungsdruck bei Meereshöhe
0 m500 m1000 m1500 m2000 m2500 m3000 m
0 m1 bar0.95 bar0.89 bar0.84 bar0.78 bar0.74 bar0.69 bar
10 m2 bar1.95 bar1.89 bar1.84 bar1.78 bar1.74 bar1.69 bar
20 m3 bar2.95 bar2.89 bar2.84 bar2.78 bar2.74 bar2.69 bar
30 m4 bar3.95 bar3.89 bar3.84 bar3.78 bar3.74 bar3.69 bar
40 m5 bar4.95 bar4.89 bar4.84 bar4.78 bar4.74 bar4.69 bar
Der Umgebungsdruck abhängig vom Luftdruck und der Tauchtiefe. Dies ist beim Tauchen in Bergsee zu berücksichtigen.

Statischer Auftrieb

Druck Auftrieb2
Der auf einen Taucher in der Tiefe einwirkende Umgebungsdruck ist an der Unterseite grösser, als an der Oberseite, weshalb der der Taucher mit der Auftriebskraft FA nach oben gedrückt wird. Dem entgegen wirkt die Schwerkraft FG. Ist die Masse m des Tauchers gleich gross wie die Masse des durch sein Volumen V verdrängten Wassers, heben sich die beiden Kräfte auf und der Taucher wird schwerelos.

Die statische Auftriebskraft ist eine in Flüssigkeiten oder Gasen der Schwerkraft entgegengesetzte Kraft. Sie wird durch die Verdrängung des umgebenden Mediums hervorgerufen. Die Ursache für die Auftriebskraft liegt darin, dass der hydrostatische Druck von der Tiefe des betrachteten Ortes abhängt. An der Unterseite eines Körpers wirkt ein höherer Umgebungsdruck als an der Oberseite und drückt deshalb den Körper nach oben.

Ist die Masse des durch den Körper verdrängten Wassers gleich gross wie die Masse des Körpers selbst, heben sich die beiden Kräfte auf, d. h. der Körper erscheint schwerelos. Dieses Gesetz wurde vor über 2200 Jahren vom griechischen Gelehrten Archimedes von Syrakus bei einem Bad in der Wanne entdeckt und nach ihm benannt.

Für einen Taucher ist der statische Auftrieb besonders für die Tarierung interessant:

Gesetze idealer Gase

Bei Gasen sind Druck, Volumen und Temperatur direkt voneinander abhängig, wobei Temperatur ist die absolute Temperatur in Kelvin zu verwenden ist (0 °C = 273.15 K). Diese Gesetze wurden von unterschiedlichen Personen bei experimentellen Untersuchungen unabhängig voneinander entdeckt. Wie der Titel schon vermuten lässt, gelten diese Gesetze nur für “ideale Gase”, bei denen die Moleküle als ausdehnungslose Massepunkte angenommen werden, welche ausser elastischen Stössen keinerlei Wechselwirkung miteinander eingehen. Die für Taucher relevanten Gase verhalten sich bei den herrschenden Drücken und Temperaturen genügend linear, weshalb hier die Gesetze idealer Gase angewendet werden dürfen. Die Abweichungen liegen innerhalb der Messtoleranzen von Finimetern.

Apnea Diver
Bei einem Apnoe-Taucher schrumpft die Lunge mit zunehmender Tiefe. Gefährlich wirds, wenn der Apnoe-Taucher in der Tiefe einem Scuba-Taucher begegnet, einen Atemzug aus der Flasche nimmt und beim Auftauchen wie gewohnt die Luft anhält. Dann platzt die Lunge.

Gesetz von Boyle-Mariotte: Bei konstanter Temperatur (isotherme Zustandsänderung) ist der Druck umgekehrt proportional zum Volumen.

Flasche fuellen abkuehlen
Eine Tauchflasche wird schnell auf 210 bar gefüllt und wird 40 °C warm. Danach kühlt sie auf 20 °C ab und es der Druck sinkt auf 197 bar. Im 6 °C kalten Wasser ist bei Tauchbeginn der Druck nur noch 187 bar. (Gesetz von Amontons)

Gesetz von Amontons: Bei konstantem Volumen (isochore Zustandsänderung) ist der Druck direkt proportional zur Temperatur.

Gesetz von Gay-Lussac: Bei konstantem Druck (isobare Zustandsänderung) ist das Volumen direkt proportional zur Temperatur.

Gesetz von Avogadro: Die Stoffmenge ist bei unterschiedlichen Gasen mit bei gleichem Volumen, gleichem Druck und gleicher Temperatur ebenfalls dieselbe. Woraus sich die universelle Gaskonstante ergibt.

Gesetz der Homogenität: Ein ideales Gas besitzt überall dieselbe Dichte und das Volumen ist bei konstantem Druck und konstanter Temperatur proportional zur Stoffmenge.

Luftverbrauch

Das Lungenvolumen eines Menschen beträgt im Schnitt drei bis vier Liter. Weltrekordler im Apnoetauchen können sogar ein Lungenvolumen bis zehn Liter erreichen. Ein Mensch atmet im Ruhezustand etwa 12 bis 18 mal pro Minute und pro Atemzug etwa einen halben Liter Luft, was ein Atemminutenvolumen (AMV) von ungefähr 6-9 l/min. Bei leichten körperlichen Tätigkeiten (z. B. gehen) steigt der Luftverbrauch auf etwa 25 Liter pro Minute. Bei sehr starker körperlicher Anstrengung und Panik kann der Luftverbrauch auf etwa 80 Liter pro Minute ansteigen. Geübte Taucher, die entspannt unterwegs sind, haben ein AMV von etwa 10-15 l/min.

Unter erhöhtem Umgebungsdruck ist das Atemminutenvolumen auf Tauchtiefe direkt proportional zum Druck, da komprimierte Luft geatmet wird. Dieser ist in Tabelle 2 dargestellt. Der Luftverbrauch beim auf- oder abtauchen mit konstanter Geschwindigkeit errechnet sich aus dem mittleren Druck zwischen den beiden Tauchtiefen.

TiefeAMVZeit für 50 bar bei Flaschengrösse
7 l10 l12 l15 l
0 m25 l/min14’ 00’’20’ 00’’24’ 00’’30’ 00’’
10 m50 l/min7’ 00’’10’ 00’’12’ 00’’15’ 00’’
20 m75 l/min4’ 40’’6’ 40’’8’ 00’’10’ 00’’
30 m100 l/min3’ 30’’5’ 00’’6’ 00’’7’ 30’’
40 m125 l/min2’ 48’’4’ 00’’4’ 48’’6’ 00’’
50 m150 l/min2' 20’’3’ 20’’4’ 00’’5’ 00’’
Luftverbrauch bei mässiger Anstrengung in verschiedenen Tauchtiefen und Zeitdauer bis 50 bar aus unterschiedlichen Flaschengrössen abgeatmet sind. Hängt am Oktopus noch ein gestresster Buddy in Atemnot, der einen selbst stresst, wirds sogar mit einer 15 l Flasche knapp für einen geregelten Aufstieg aus 40m.

Partialdrücke

Gas mischen
Die Partialdrücke der verschiedenen Gase eines Gasgemisches summieren sich zum Gesamtdruck auf. Gemäss dem Gesetz der Homogenität, sind die einzelnen Gaskomponenten auch gleichmässig verteilt.

In einem Gasgemisch entspricht der Partialdruck jeder einzelnen Komponente dem Druck, welchen diese bei alleinigem Vorhandensein im betreffenden Volumen ausüben würde. Das Gesetz von Dalton besagt, dass die Summe aller Partialdrücke gleich dem Gesamtdruck des Gemisches ist.

Für Luft folgert daraus, dass der Druck von Luft gleich der Summe der Drücke von Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Kohlendioxid und anderer Spurengase ist. Da die Anteile von Argon, Kohlendioxid und anderer Spurengase zusammen weniger als 1 % Volumenanteil der Atemluft ausmachen, werden sie für die Berechnung von Tauchgängen vernachlässigt. Die Zusammensetzung von Luft vereinfacht sich dadurch auf den gerundeten Anteil von Stickstoff 79 % und den von Sauerstoff 21 %.

Wirkung der Atemgase auf den Menschen

Der menschliche Organismus hat sich über viele Generationen der Zusammensetzung der Erdatmosphäre und dem in der gewohnten Umgebung herrschenden Drücke angepasst. Wird von diesen abgewichen, kann es zu Komplikationen kommen:

Um die oben genannten Nebeneffekte zu reduzieren werden für das Tauchen je nach Anwendung und Tiefe unterschiedliche Gasmischungen verwendet. Das im Sporttauchen am häufigsten verwendete ist Nitrox mit 32 % Sauerstoffanteil. Durch den geringeren Anteil von Stickstoff die Stickstoffsättigung und somit das Risiko einer Stickstoffnarkose und einer Dekompressionskrankheit verringert. Für grosse Tiefen wird der Stickstoff teilweise bis ganz durch Helium ersetzt und auch der Sauerstoffanteil reduziert. Dieses Gasgemisch darf dann nicht oberhalb einer für den Mix festgelegten Grenze eingeatmet werden.

Die allgemeine Empfehlung für den maximal zulässigen Sauerstoffpartialdruck lautet:

TiefeDruck O2Druck N2
0 m0.21 bar0.79 bar
10 m0.42 bar1.58 bar
20 m0.63 bar2.37 bar
30 m0.84 bar3.16 bar
40 m1.05 bar3.95 bar
50 m1.26 bar4.74 bar
60 m1.47 bar5.53 bar
70 m1.68 bar6.32 bar
Partialdrücke von Sauerstoff (O2) und Stickstoff (N2) bei Luft in verschiedenen Tiefen.
Partialdrücke Tauchtiefe
Die Grafik zeigt den Zusammenhang der verschiedenen Grenzbereiche der ein- zelnen Gase im Atemgemisch und ihre Auswirkungen auf einen Taucher. Sauerstoff wirkt ab einem Partialdruck von 1.2bar bis 1.6bar toxisch (Hyperoxie) und unterhalb von 0.16 bar erhält der Körper eine Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie). Stickstoff kann ab einem Partialdruck von 3 bar bis 4 bar anfangen narkotisch zu wirken. 5 bar sollten nicht überschrit- ten werden. Innerhalb des weissen Bereiches kann sicher getaucht werden. Tauchgänge im Grenzbereich sind mit Vorsicht zu geniessen.