Totale Sonnenfinsternis am 29. März 2006
Standort: Side/Türkei (Google Maps)
Anlässlich der totalen Sonnenfinsternis vom 29. März wollte ich bereits im Juli 2005 für ein paar Kollegen und mich eine Sonnenfinsternisreise organisieren. Für mich war dies bereits meine dritte totale Sonnenfinsternis. Zuerst war noch unklar, ob wir nach Lybien oder in die Türkei reisen sollten. In Lybien war die Chance auf gutes Wetter höher, doch die Reise müsste als Wüsten-Expedition durchgeführt werden, was ziemlich aufwendig und teuer käme. In der Türkei lag das Touristen-Städtchen Side mitten im Finsternispfad, bot eine ideale Infrastruktur und war gut vom nahegelegenen Flughafen in Antalya erreichbar. So günstig wäre keine künftige totale Sonnenfinsternis mehr erreichbar und es fanden sich sechs Sterngucker-Kollegen, von denen einige am 11. August 1999 nur dunkle Wolken von unten betrachten durften. Der Flug wurde bei Sun Express gebucht und bei der Suche nach einer Unterkunft stiess ich auf die Pension Kassiopeia in Side, welche dem Namen nach gut zu uns Sterngucker passte und ein Geheimtip ist, für jene, die nicht auf All Inclusive Touristenbunker stehen.
Hier einige Impressionen von dieser Woche.
Sonnenfinsternis-Fotos
Alle Aufnahmen wurden mit einem William Optics ZenithStar 105 ED Triplet APO mit 735mm Brennweite gemacht, welcher auf einer billigen China-Montierung (Orion SkyView Pro) mit elektrischer Nachführung montiert war. Die Aufnahmen während der Totalität machte ich noch richtig klassisch mit einer Nikon F100 und Fujichrome Velvia 100F, da ich keine Erfahrungswerte hatte, wie ein CCD-Chip auf das grelle Sonnenlicht während des Perlschnur-Effekts reagiert. Die letzte totale Sonnenfinsternis war 2002 und damals waren digitale Spiegelreflexkameras unter Amateur-Astronomen noch nicht so verbreitet. Ich befürchtete, dass der Chip durch das Sonnenlicht etwas "nachglühen" oder gar kapputt gehen könnte und verwendete daher eine bereits bewährte Technik. Wie sich dann herausstellte, verkraften die Bildsensoren der digitalen Spiegelreflexkameras problemlos den letzten Rest Sonnenlicht während des Perlschnur-Effekts. Die erste Hälfte der Totalität wurde mit einem 2x Telekonverter von Nikon das Bild vergrössert, um die Protuberanzen besser zu zeigen. Die zweite Hälfte fotografierte ich ohne, um die Korona besser einfangen zu können.
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Die partielle Phase einer Sonnenfinsternis. Der Mond bedeckt teilweise die Sonnenscheibe. Von Auge mit dem Okular liessen sich sogar noch die Gebirgszüge am Mondrand erkennen. Diese sind auf dem kleinen Bild hier nicht ersichtlich. Die drei Flecken links sind auf der Sonne und etwa so gross wie die Erde und keine Staubkörnchen auf dem CCD-Chip |
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Der Mond rückt immer näher. |
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Wenige Sekunden vor der Totalität. Der Mond hat die Sonne noch nicht ganz abgedeckt, doch bereits ist schon eine Protuberanz am Sonnenrand erkennbar. Das Bild ist eine Ausschnittsvergrösserung aus dem Dia. |
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Beginn des Perlschnur-Effekts. Der Rand der Sonne ist noch durch einige Täler am Mondrand erkennbar, während sie von den Bergen am Mondrand schon abgedeckt wird. Ausschnittsvergrösserung. |
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Als Perlschnur-Effekt wird jener Zeitpunkt bezeichnet, wenn der Rand der Sonne nur noch durch einige Täer am Mondrand erkennbar ist. Ganz schön sind schon einige Protuberanzen am Sonnenrand erkennbar. |
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Nur noch ein kleines Bisschen der Sonne ist durch ein Tal am Mondrand erkennbar. Jetzt werden die Protuberanzen wunderschön rot leuchtend erkennbar. Es gibt Protuberanzen, welche sogar einen Sonnenradius weit hinaus ins All ragen können. So eine während einer Finsternis wäre cool! |
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Protuberanzen am Sonnenrand wärend der Totalität einer Sonnenfinsternis. Man beachte, dass der Durchmesser der Sonne etwa 109mal grösser als der der Erde ist. Die Protuberanz am oberen Rand ist etwa viermal grösser als die Erde. |
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Kombination von fünf Aufnahmen des ersten Kontaktes mit unterschiedlichen Belichtungszeiten |
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Auf diesem Bild erkennt man schön die Korona der Sonne, eine heisse, leuchtende Gasschicht um die Sonne. Die Korona ist unter natürlichen Umständen fast nur während einer totalen Sonnenfinsternis sichtbar. Im Gegensatz zu der für uns normalerweise sichtbaren Sonnenoberfläche (Photosphäre), welche etwa 5800K heiss ist, leuchtet die Korona viel schwächer aber die Temperatur beträgt bis zu 2 Mio. Kelvin. |
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Die Korona der Sonne. Man erkennt wunderbar die Feldlinien des Solaren Magnetfeldes mit den Polen unten links und oben rechts. Der Helligkeitsabfall der Korona vom Sonnenrand bis in die äusseren Regionen ist so stark, dass sie gar nicht von einer einzigen Belichtung auf Dia eingefangen werden kann. |
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Ein Komposit aus den zwei vorherigen beiden Bildern, um Protuberanzen und innere Korona einzufangen. Das Korona-Bild mit 1/2s Belichtungszeit wurde mit der Pellet-Methode kontrastverstärkt und dann das Protuberanzenbild hinzugefügt. |
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Ein Komposit bestehend aus sechs Aufnahmen unterschiedlicher Belichtungszeiten, welche für die Kontrastverstärkung der Korona mittels Pellet-Methode kombiniert wurden. Dazu noch ein Bild für die Protuberanzen. Der Mond ist eine schwarze Maske, da durch die Kombination der verschiedenen Bilder mit Rotationsmasken unschöne Artefakte am Mondrand entstehen. |
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Während einer totalen Sonnenfinsternis sinkt der IQ vermutlich auf etwa 30. Ich wollte noch eine zweite Serie der Finsternis ohne 2x Telekonverter aufnehmen, um die Korona der Sonne in ihrer vollen Pracht einzufangen. In der Hektik hab ich mich nicht mehr erinnert, wie man bei der Nikon F100 den Film zurüch spulen kann und in der Dunkelheit einer Finsternis sieht man die roten Symbole auf dem schwarzen Gehäuse nicht. :-) Hab dann wertvolle Zeit mit herumhantieren und Beleuchten mit Handy vertrödelt und dann noch die Belichtungsreihe nicht bei 1s, sondern bei 1/8000s begonnen, so dass die Sonne schon wieder hinter dem Mond hervor lugte, als die Belichtungsreihe dort anlangte. Jänu! |
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Dies ist ein Komposit-Bild bestehend aus 10 Einzelaufnahmen mit Belichtungszeiten von (1s, 1/2s, 1/4s, 1/8s, 1/15s, 1/30s, 1/60s, 1/125s, 1/250s, 1/500s). Das Komposit-Bild wurde mit der Pellet-Methode erstellt. Es zeigt wunderbar die Korona der Sonne mit ihren Magnetfeldlinien. |
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Bei diesem Komposit-Bild wurde das vorangegangene Komposit-Bild mit einer Aufnahme von 1s Belichtungsdauer multipliziert und Kontrast und Gamma-Kurve angepasst. Es gibt in etwa den visuellen Eindruck der Finsternis wieder, da sich infolge des immensen Helligkeitsumfanges fotografisch nicht alle Bereiche der Korona auf demselben Bild erfassen lassen. Mittels Photoshop Neat Image Plugin wurde bei diesem Bild das Rauschen vermindert. |
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Der Diamantring-Effekt einer totalen Sonnenfinsternis. Die helle Korona ist noch rund um den Mond herum sichtbar und ein kleines Bisschen der Sonne lugte schon wieder hinter dem Mond hervor. Die Menge auf dem Dünenfeld applaudierte und ich dachte "Scheisse, schon vorbei!" :-) |
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Und schon ist die Finsternis wieder vorbei und eine helle sichelförmige Sonne strahlt am Himmel und wirft scharfe Schatten im grauen seltsamen Licht. |